Direkt zum Hauptbereich

RUMS: Feinmotorik näht!

Irgendwann musste das ja mal kommen.
Ich bastele, ich heimwerke, ich sticke, häkle und stricke.
Da ist der nächste logische Schritt, dass ich auch mal das Nähen ausprobiere.



In anderen Blogs sehe ich immer so tolle selbstgenähte Sachen. Total begeistert bin ich ja von einem bestimmten Schnittmuster für ein Raglankleid. Das gute Stück nennt sich Toni und ist quasi universell und individuell zu nähen.
Sogar ich, der wirklich noch nie vor einer Nähmaschine saß, hat verstanden, was mir das Schnittmuster sagen möchte.


Mir war klar: ich möchte auch eine Toni machen.

Nur wie? Und wo?
Ich besitze keine Nähmaschine. Und bevor ich mir eine Nähmaschine kaufe und mich mit allem Klimbim fürs Nähen ausstatte, möchte ich erstmal austesten, ob mir nähen überhaupt Spaß macht.

Die Drölfzig-Millionen VHS-Nähkurse, die hier angeboten werden, setzen leider alle voraus, dass man selbst alles mitbringt. Nur wer soll mir denn sagen, welchen Stoff ich am besten für welchen Schnitt kaufe. Ist das nicht auch der Sinn und Zweck eines Nähkurses?
Außerdem hab ich mit dem Kursen bei der VHS ja schon meine Erfahrungen gemacht - oder eben auch nicht. Der Strickkurs ist ja einfach mal so komplett ausgefallen.

Aber, wie es der Zufall will, gab es bei einem Online-Discount-Anbieter einen Nähkurs zu kaufen. Bei dem Online-Anbieter hab ich schon oft Dinge gekauft und hab damit bisher immer gute Erfahrungen gemacht.

Nähkurs laut Beschreibung:

"7 Stunden Nähkurs inklusive individuellem Zuschnitt für 1 Person
 Gilt für einen 7-stündigen Nähkurs inkl. individuellem Zuschnitt für Jacke, Rock, T-Shirt oder Hose.
Zzgl. Material (es können keine eigenen Stoffe mitgebracht werden). Weitere Schnitte und Nähkurs-CD (zum Nachnähen) gegen Gebühr erhältlich."

Na Mensch, hab ich mir gedacht, da kannst Du nix falsch machen. Einen Tag einfach mal ausprobieren.

Dass der Gutschein zzgl. Material ist, wird schon nicht so schlimm sein. Ich bin relativ klein und werde schon keine 3 Meter Stoff brauchen.

Als ich telefonisch einen Termin vereinbart habe, hab ich gefragt, ob ich denn auch ein eigenes Schnittmuster (eben jene oben erwähnte Toni) mitbringen dürfe.
Nein, man darf sich für den Kurs aus den 4 vorgegebenen Schnitten nur einen aussuchen.
Aha.
Aber ich soll vorher mal vorbeikommen, um einen Stoff auszusuchen, dann würde die Zeit nicht mehr vom Nähkurs abgehen.

Das fand ich eine gute Idee und bin in den Laden "Feine Stoffe Köln" gefahren. Dort angekommen wurden mir die vier möglichen Schnitte präsentiert:
- eine Jacke (die für mein Alter deutlich zu alt war)
- ein weit geschnittenes Shirt (ich trage keine Shirts - nur Blusen)
- eine Hose (sorry, da bin ich ganz empfindlich. Hosen müssen perfekt sitzen - da muss ich mich als Nähanfänger nicht unbedingt dran versuchen.)
- und ein Rock, für den ich mich dann letztendlich entschieden habe

Dann ging es an die Stoffauswahl. Ich wollte einen warmen Stoff für einen Winterrock, der nicht zu steif absteht, aber auch nicht zu labberig ist.
Als ich mir dann die Preise pro laufendem Meter im Laden angeschaut habe, war ich dann doch etwas ernüchtert - alles sehr, sehr teuer!

Der günstigste Stoff, der mir gefallen hat (60% Schurwolle, 40% Angora), lag bei 68 Euro / lfm. Stolzer Preis. Im Kopf rechnete ich nun schon mit, was mich der Rock, der bisher nur als Schnittmuster irgendwo rumliegt, kostet.
- Kosten für den Nähkurs
- Kosten für den Stoff

Naja, dafür würde ich mir im richtigen Leben nie und nimmer einen Rock kaufen. Aber was solls - ich verbuche es unter der Kostenstelle "Lebenserfahrung".

Als der Tag des Nährkuses endlich da war, habe ich mich sehr gefreut.

Tüte, in der mein ausgesuchter Stoff war
 Das Ambiente im Laden war sehr angenehm. Ich habe mich wirklich wohl gefühlt.
Ambiente im Laden "Feine Stoffe Köln"
Da ich die erste von insgesamt fünf Teilnehmerinnen war, durfte ich mir meinen Arbeitsplatz mit Nähmaschine noch aussuchen. Da ich mich mit Nähmaschinen nicht auskenne, hab ich einfach irgendeinen Platz gewählt.

der Raum mit 5 Arbeitsplätzen und unterschiedlichen Nähmaschinen
Die Maschine, an der ich nähen durfte, war eine Brother Innov-is 10 Anniversary. Eine kurze Internetrecherche hat ergeben, dass das Gerät schlanke 319,00 Euro kostet. Naja, sollte mir nähen Spaß machen, würde ich mir nicht unbedingt gleich eine so teure Maschine zulegen.

Broher Innov-is 10 Anniversary - die Maschine, an der ich nähen durfte
Futterstoffe im Nähraum
Als dann auch die anderen vier Teilnehmerinnen da waren, wurden uns unsere ausgesuchten Stoffe und Schnittmuster gegeben.
Insgesamt waren wir drei Röcke und zwei Shirts. ;)

Die Schnittmuster waren aus dünnen Plastiktüten ausgeschnitten und bereits vielfach verwendet, wie man an den Stecknadel-Löchern erkennen konnte.
Aber vielleicht macht man das so in der Schneider-Zunft. Ich kenne mich ja nicht aus.
Somit war auf jeden Fall auch klar, dass wir die Schnittmuster nicht mitnehmen dürfen. Schade, wie ich finde.

Schnittmuster für meinen Rock
Dann ging es ans Stoff ausschneiden. Zuerst den Stoff auf einem großen Tisch ausbreiten und die einzelnen Teile des Schnittmusters mit Stecknadeln festpinnen.
Anschließend mit gelber Schneiderkreide (die keine Kreide sondern nur Pulver ist - klingt logisch) mit 1-3 cm Abstand rundherum die Umrisse zeichnen.








Nach dem Zuschneiden habe ich mich erstmal mit der Nähmaschine vertraut gemacht. Heißt, ich habe einfach auf den Stoffresten wild rumgenäht, um ein Gefühl für eine Nähmaschine zu bekommen.
Das hat riesigen Spaß gemacht!




Dann wurde es ernste. Die ersten Teile des Rocks (Vorderteil und Passe) wurden zusammengenäht...


Anschließend wurden die Nähte immer flach gebügelt.

Soweit so gut - das hat großen Spaß gemacht. Und in Gedanken habe ich bereits Argumente zurechtgelegt, wie ich meinen Mann davon überzeugen kann, dass der Kauf einer Nähmaschine eine echt gute Idee ist.

Dann wurde etwas, das sich "Vlieseline" (was auch immer das ist) auf die Passe von innen aufgebügelt.



Das hat auch noch alles ganz gut geklappt. Nachdem dann alle Teile fertig waren, wurden sie zusammengenäht und man konnte den Rock anprobieren.

Zwischendrin gab es ein paar Brötchen und Belag. Das fand ich nett, dass der Kursleiter auch an unseren Hunger gedacht hat.

Als ich meinen Rock anprobierte, war er viiiiieeeeel zu groß. Gut, besser zu groß als zu klein. Heißt, an den Seiten weiter innen mit Stecknadeln abstecken und neu nähen.



Ab hier verließ mich dann leider ein bisschen der Spaß. Das Nähgarn in der Nähmaschine war leer und ich habe lange gebraucht, bis ich es wieder neu eingefädelt hatte.
Dann war ich frustriert, weil der Rock viel zu groß war.
Und eine Naht war total schief, sodass ich sie Stich für Stich komplett auftrennen musste.

Aber ich blieb dran. Immerhin kenne ich das vom Stricken - ganz besonders von der Sockenferse - Durchhaltevermögen zahlt sich einfach aus!

Dann kam der Reißverschluss. Ich weiß nicht, wieso man als absoluter Nähanfänger Reißverschlüsse einnähen soll - aber bitte. Der Rock braucht einen Reißverschluss, also bekommt er ihn.
Der Kursleiter hat es uns vorgeführt - ich hab es versucht nachzumachen und hab ihn prompt falsch angenäht.

Ab hier gibt es jetzt übrigens auch keine Bilder mehr aus der Nähstube - ich war nur noch frustriert.
Also schon wieder eine Naht komplett auftrennen. Freude!

Zwischendrin ist dann auch einmal die untere Spule aus der Nähmaschine gesprungen, sodass ich nochmal neu aufspulen und einfädeln durfte.

Irgendwann saß er dann fest, der Reißverschluss.

Und dann kam das Futter. Hier stellte sich für mich dann zum zweiten Mal die Frage, warum man als Nähanfänger nun auch noch Innenfutter in einen Rock mit Reißverschluss nähen muss.
Aber bitte - der Rock braucht ein Innenfutter, also bekommt er es.

Eine Teilnehmerin durfte sich das Innenfutter für ihren Rock aussuchen - für den Rest wurde einfach schwarz genommen. Gut, ich hätte mir eh schwarz ausgesucht.

Das Innenfutter ist ein ganz dünner, fließender Stoff, der nun an einzelnen Stellen (ich weiß gar nicht mehr wo genau) mit dem Rock-Stoff vernäht werden sollte.

Hier ging dann zum dritten Mal eine Naht schief, da der Futterstoff auf dem Rock-Stoff "läuft", wie der Kursleiter mir bei Begutachtung der fehlerhaften Naht mitteilte.
Also alles wieder aufmachen.

Ab dem Zeitpunkt war es bei mir ganz vorbei. Ich hatte nun endgültig keine Lust mehr und wollte diesen Mist-Rock einfach nur fertig haben um endlich nach Hause gehen zu dürfen.

Ich habe den Kursleiter dann gebeten, mir bitte das Futter in den Rock einzunähen, was er dann netterweise auch gemacht hat.

Und dann war er endlich fertig - der Rock. Ich habe ihn anprobiert mit dem Ergebnis, dass er immernoch ein bisschen zu groß war. Aber mir war es nur noch egal. Ich hab behauptet, dass er passt, um bloß nicht nochmal an die Nähmaschine zu müssen. Nee danke!

Fazit meines ersten Näherlebnisses:
SCHADE!
Ich glaube, dass nähen mir großen Spaß machen könnte. Aber warum man gleich so schwierige Sachen (versteckter Reißverschluss, Innenfutter und ich weiß nicht was) nähen muss, ist mir bis heute ein Rätsel.

Ich glaube, hätte ich die Toni nähen dürfen, wäre ich glücklicher nach Hause gegangen.

Mir hat es den Spaß am Nähen gründlich verdorben. Ich meine, ich hab beim Stricken doch auch langsam angefangen und nicht gleich ein Ajourmuster mit Umschlägen, verkürzten Reihen, Doubleface-Muster und so weiter gemacht.

Der Tag war so fies, dass ich noch nicht mal den Ehrgeiz habe, mir ein einfaches Schnittmuster rauszusuchen und es selbst nochmal zu probieren.
Das ist es, was ich schade finde.

Übrigens wurde am Abend des Nähkurses noch ein drittes Mal abkassiert. Wir erinnern uns - zuerst die Kosten für den Nähkurs, dann die Kosten für den Stoff - und nun wurde man noch für den Rest (Innenfutter, Reißverschluss, Vlieseline und Nähgarn!) abkassiert.

Das Ergebnis ist ein überteuerter Rock, der zwar nett anzusehen ist, mit dem ich aber mental diesen schrecklichen Nähkurs verbinde.






Um meine Stimmung wieder ein bisschen zu heben, schaue ich mal bei RUMS vorbei, vielleicht hat die eine oder andere ja eine Toni genäht - vielleicht auch bei Pamelopee.

meistgelesen

Socken 4.0: Toe Up Socken im Minecraft-Muster

Meine Socken-Strick-Kenntnisse möchte ich einerseits mal wieder etwas auffrischen und andererseits erweitern. Bisher habe ich in meiner Strick-Karriere 3 Paar Socken gestrickt. Ja, und auf alle 3 Paar bin ich echt stolz. 1. Paar: Spiralsocken (ohne Ferse) 2. Paar: Socken mit Ferse im Zimtwaffelmuster 3. Paar: Yogasocken mit Zopfmuster (ohne Ferse und ohne Spitze) Diesmal wird der Schwierigkeitsgrad etwas erhöht: ich stricke die Socken nicht für mich selber sondern in Herrengröße 43/44 (somit bringt es nichts, wenn ich die Socken zwischendrin selbst anprobiere) ich stricke die Socken diesmal nicht vom Bündchen zur Spitze sondern von der Spitze zum Bündchen (sogenannte Toe-Up Socken) Wolle: DAS! Sockengarn Color 313 Sockenwolle 4-fach filzfrei 50 g ~ 210 m 75% Schurwolle (superwash) 25% Polyamid Maschinenwäsche 30°C Nadelstärke 2,5 Die erste Herausforderung lässt auch nicht lange auf sich warten: wie mache ich einen Maschenanschlag für eine Toe-Up-S

Die Drei-Nadel-Technik...

... oder Zusammennähen ist ja so was von gestern. Hallo, mein Name ist Julia und ich kann nichts zusammennähen. Alle Stricksachen, die irgendwo eine Naht haben, sind mir ein Graus. Wer jetzt aufschreit und sagt "Oh nein, aber das ist doch so einfach!" dem möchte ich sagen: Nein. Ist. Es. Nicht. Es ist eine Kunst, etwas zusammenzunähen und dabei nicht zu viel oder zu wenig Fadenspannung an den Tag zu legen. Alles, was ich zusammennähe, nähe ich zu fest, sodass sich alles verzieht und einfach doof aussieht. Aber ich weiß mit meinem Defizit umzugehen. Organisation ist alles. Zuerst einmal vermeide ich alle Strickanleitungen, bei denen man etwas zusammennähen muss. Und erstaunlicherweise klappt das sehr, sehr gut. Sämtliche Kleidungsstücke (Kleider, Pullover, Strickjacken...) stricke ich in einem Teil von oben. Entweder als Raglan oder mit Rundpasse. Wenn ich dann aber doch in die Misere des Zusammennähens komme, versuche ich mir auch da zu behelfen. Vor ein paar Jahre

der #TahitiKAL geht in die vierte Runde

 MysteryKAL Ankündigung [ dieser Beitrag enthält Werbung und Werbelinks ] Uuuuuuuhhh Ihr Lieben, bald geht's los. Es dauert nicht mehr lange und wir,  Schachenmayr  und ich, starten mit der VIERTEN Auflage des  #TahitiKAL . Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit Euch wieder ein sommerliches, leichtes Tuch zu stricken. Das diesjährige Design wird " Maluhia " heißen. " Maluhia " bedeutet in der Hawaiianischen Sprache „Frieden“. Nicht nur in der Ukraine sondern auch in so vielen anderen Ländern dieser Welt können Menschen nicht in Frieden leben. Wir können mit dem TahitiKAL nicht für Frieden sorgen, aber wir können ihn uns wünschen. Aber ganz in Ruhe, für all diejenigen, die bei den ersten drei Malen nicht mit dabei waren. Worum geht's hier eigentlich? Der  #TahitiKAL  ist ein Mystery-Knitalong. Das bedeutet, das gemeinsame Stricken einer bisher noch geheimen Anleitung. Das einzige, was bekannt ist, ist was es wird und wieviel man von welcher Wolle benötigt. Was