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Bin ich Wolle-kaufsüchtig?

Seit einigen Wochen beschäftigt mich ein Thema, das mich nicht mehr loslässt:
bin ich kaufsüchtig nach Wolle?


Stricken ist derzeit mein liebstes Hobby. Es entspannt mich und ich habe immer ein Erfolgserlebnis, wenn ich etwas schönes gestrickt habe. Egal ob Kleid, Pullover, Mütze.
Fürs Stricken brauche ich Wolle, klar. Aber ich habe deutlich mehr Wolle als ich verstricke. Ich stricke nicht so schnell wie ich Wolle kaufe.
Das war bisher kein großes Problem.

Als ich aber letztens mal wieder in einem Onlineshop für Wolle eskaliert bin und die Lieferung erhalten habe, habe ich freudestrahlend das Paket aufgerissen, alle Wollstränge gefühlt, gerochen, im Licht hin- und hergedreht, mir vorgestellt, was ich daraus stricken werde, mir vorgestellt, wie es sich anfühlt sie zu verstricken und dann habe ich sie vorsichtig in eine Schublade einer Kommode gelegt - und vergessen.

Kaum zwei Tage später habe ich mich schonwieder in einem Onlineshop für Wolle ertappt, wie ich meinen Warenkorb vollgepackt und durch die Kasse gejagt habe. Gleiches Szenario wie ein paar Tage davor. Paket bekommen - gefreut - aufgerissen - gefreut - Wolle angeschaut - gefreut - Wolle getätschelt - gefreut - in Kommode gepackt - vergessen.

Ihr ahnt es. Keine zwei Tage später war ich erneut in einem Onlineshop für Wolle unterwegs. Da hab ich aber kurz gezögert und gedacht - moment mal. Ich hab doch gerade erst Wolle gekauft. Und zwar nicht zu knapp.
Jaja, aber nicht so viel, sagte ich mir. Ist ja nur die eine Samla Box und ein bisschen was in der Schublade. Also nicht so viel.

Der Mann war dann für längere Zeit auf Dienstreise und ich hab die Tage genutzt, um meinen gesamten Vorrat an Wolle (in der Strickszene auch "Stash" genannt) rauszukramen und auf dem Küchentresen auszubreiten. Und auf dem Esstisch. Und auf dem Fußboden... und allen Esszimmerstühlen.

Ich war ehrlich gesagt schockiert. Ich wusste ja, dass ich einiges an Wolle habe - aber so viel?


Ihr wollt Zahlen, Daten, Fakten?
Bitteschön!

In meinem Stash schlummern
88.000 Meter Wolle (also 88 KILOMETER!!)
22.000 Gramm (also 22 KILO!!)
aufgeteilt auf 117 unterschiedliche Wollsorten und Farben.

Ich habe mir die Mühe gemacht und jedes einzelne Knäuel und jeden einzelnen Strang zu fotografieren und zu notieren.
Wer genau wissen möchte, was ich so habe, der kann das bei ravelry tun. Da habe ich alles eingepflegt.

88 Kilometer! 22 Kilo!
Wann soll ich das alles verstricken? Für eine Strickjacke brauche ich gerade mal 300g. Ich hätte also Wolle für 73 Strickjacken. Wann soll ich die alle tragen?

Ich habe alles ordentlich in Ziplock-Beutel verpackt und nach drei Kategorien sortiert.
Eine große Samla Box mit DK / Aran / Bulky



Eine weitere große Samla Box nur mit Lace.



Und eine riesige, riesige Samla Box nur mit Fingering und Sport


Ich habe also alles aus der Kommode ausgeräumt und ordentlich in die drei Boxen verstaut.



Ich habe nun also einen genauen Überblick über das, was ich habe.
Und beim Durchschauen habe ich keine einzige Schrott-Wolle entdeckt. Ich hatte aus meiner Anfangszeit des Strickens noch so einiges an günstiger Industriewolle aus dem einen oder anderen Ausflug zu großen Discountern. Da sich meine Vorliebe für bestimmte Wolle aber geändert hat, habe ich schon im letzten Jahr alles verkauft, von dem ich wusste, dass ich das im Leben nie verstricken möchte.
In meinem Stash habe ich also wirklich nur noch schöne Schätze, die ich alle verstricken möchte. Madelinetosh, Wollmeisen, Hedgehog, Malabrigo.

Und ich möchte mehr kaufen. Viel mehr! Ich schleiche schonwieder in Wollshops rum....
Ich kann nicht ständig kiloweise Wolle kaufen, sie in meine Kommode packen und vergessen.

Stellt sich die Frage: wann und warum kaufe ich Wolle? Darüber habe ich lange nachgedacht und folgende Gründe fallen mir ein.

1) Ich liebe das Kauferlebnis. Ich klicke mich gerne durch die verschiedenen Wollsorten, überlege mir passende Projekte, durchforste ravelry nach schönen Projekten aus dieser Wolle oder dieser Farbe und muss das dann haben. Dieser Kick macht mich glücklich. Ich bin ganz euphorisch, wenn ich eine Bestellung abgeschickt habe und weiß, dass ich in wenigen Tagen ein schönes, kleines Päckchen bekommen werde.
Dieser Kick hält aber nicht lange an. Nur wenige Tage. Dann kaufe ich wieder was.

2) Wolle kaufen lenkt mich von meinem Frust ab. Wenn ich einen ätzenden Tag habe, Mighty Mo unausstehlich ist, es seit drei Wochen ununterbrochen regnet und ich nicht vor die Tür komme oder oder oder, brauche ich dringend etwas, was mich aufheitert. Das geht am schnellsten mit Wolle kaufen.
Wie heißt es so schön in einem Werbespot: Klick - Klick - Glück. Genauso ist es. Ich kaufe Wolle und bin glücklich. Der Frust rückt für kurze Zeit in den Hintergrund und das Kauferlebnis steht im Vordergrund. Aber wie gesagt - das hält nicht lange an.
Und an meinem Wollvorrat lese ich ab, dass ich wohl ziemlich oft genervt und frustriert bin.

3) Sonderangebote! Ich bin ja so ein Opfer. Ein Opfer von Sonderangeboten. Sobald irgendwo eine Wollsorte reduziert ist (an dieser Stelle sende ich einen strengen Blick in Richtung Frau Lanade, die mich alle 14 Tage mit ihrer Rabattaktion in Versuchung führt) kippt in meinem Hirn ein Kippschalter um, der ganz laut schreit "KAUFEN!!!! Morgen bricht der dritte Weltkrieg aus, es gibt nie wieder Wolle zu kaufen, zu dem Preis schon gar nicht, wenn Du jetzt nicht kaufst, wirst Du diese Wolle nie nie nie nie nie wieder bekommen. Ende. Aus. Vorbei. Nie wieder. Nada. Nüscht. Also kauf schon. Kauf jetzt. JETZT!! Mach schon!!" Und wie ferngesteuert lade ich meinen Warenkorb voll und jage den Einkauf durch die Kasse, in dem Wissen, ein mega mäßiges Schnäppchen gemacht zu haben.
Obwohl ich weiß, dass ich so anfällig für solche Rabattaktionen bin, falle ich immer wieder darauf rein. Immer und immer wieder.

Es bringt nichts, wenn ich mich nun hinstelle und sage: ab sofort kaufe ich keine Wolle mehr. Das ist wie kalter Entzug. Das lässt mich unruhig werden, fahrig, genervt. Ich verbiete mir ja etwas, was mir große Freude bereitet. Und ich kenne mich und weiß, dass das nicht klappt.
Statt einer strengen Wolldiät versuche ich nun folgendes: ich werde öfter meine Wolle anschauen und streicheln. Das klingt komisch, ich weiß. Aber es beruhigt mich irgendwie.
Wenn ich also das Bedürfnis habe, aus Frust oder was auch immer Wolle zu kaufen, möchte ich mir kurz 5 Minuten Zeit nehmen und in meinen Woll-Vorrat abtauchen. Da entdecke ich dann bestimmt immer ein schönes Schätzchen, das ich vergessen hatte. Das wird mich vielleicht davon abhalten, weitere 22 Kilo Wolle zu kaufen.
Ich möchte mir ja gar nicht verbieten Wolle zu kaufen. Ich möchte nur gezielter kaufen. Also nicht aus Frust oder weil gerade ein Sonderangebot lockt. Sondern weil ich ein bestimmtes Projekt stricken möchte, für das sich in meinem Stash kein passendes Garn findet. Kontrollierter Wollkonsum eben.

Während ich das schreibe, merke ich schon, was das für ein großes Ziel ist. So ein bisschen bricht die Panik in mir aus. Oh Gott! Kein Kauferlebnis mehr! Kein Kick mehr! Waaaaaah!

Jetzt muss ich erstmal tief durchatmen und das ganze sacken lassen.

Mich würde brennend interessieren:
- kennt Ihr das auch?
- wie geht Ihr damit um?
- habt Ihr tolle Tipps oder Ideen, wie man seinen Wollkonsum zumindest kontrollieren kann?
- und wie viele Kilometer und Kilo schlummern in Eurem Stash? Zeigt es, auf Instagram gibt es dafür den Hashtag #flashyourstash.



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